Richtung Norden Sommer 2022

Am Montag 16. Mai 2022 bin ich gestartet. Das Ziel ist Richtung Norden. Theresia kommt nach, wenn ich in Norwegen bin.

Zuerst fahre ich entspannt zum Trend Camping in Wolfach im Schwarzwald. Priska und Vinzenz, die den Camping führen, kenne ich schon länger.

Dann geht es weiter dem Rhein entlang in die Loreley. Waren, Passagiere und Jungvögel werden den Rhein rauf und runter geführt. Auch der Güterverkehr auf Schiene und Strasse ist immer in Bewegung.

In Aachen schaue ich mir den eindrucksvollen Dom mit der grössten Rundkuppel und das rege Geschehen auf dem Markt an. Ich geniesse ein Eis im Strassenkafe und amüsiere mich an der neuesten Mode der Passanten. Bei Touratech mache ich noch ein paar Einkäufe für meine Africa Twin, die ich später auf dem Rückweg abholen werde.

Das Dülmener Pferd, auch Dülmener Wildpferd, ist eine Ponyrasse, die überwiegend in Dülmen in Westfalen im Merfelder Bruch, einem rund 350 Hektar großen Naturschutzgebiet, lebt. In dem auch als Wildpferdebahn bezeichneten, eingefriedeten Gebiet leben etwa 300 bis 400 Pferde weitgehend unbeeinflusst vom Menschen. 

Beim Butjadinger Yachklub in Osrfriesland campe ich direkt am Deich und beobachte die eindrückliche Flora und Fauna.

Die M+M’s, Marion und Michael haben wir in Südamerika kennengelernt. Bei den beiden bin ich zum Grillen und Brunchen eingeladen. Wir schwelgen wieder in alten Reiseerinnerungen. Das war eine super Zeit in Südamerika.

Am Nord- Ostsee Kanal, auf dem Wohnmobilhafen steht ein Camper mit Zuger Nummernschilder. Thomas kenne ich noch aus meiner Arbeitszeit. Mit einem Bier feiern wir das Wiedersehen.

Ich habe die Strasse 181 gewählt, um an der Dänischen Westküste bis nach Hirtshals zu fahren. In drei Etappen geniesse ich das wilde und hügelige Dünengebiet und das Meer. Hier ein paar Eindrücke.

Am Freitag in Hirtshals angekommen richte ich mich auf dem Campingplatz ein, um Wäsche zu waschen, „Küche, Stube und Schlafzimmer“ zu reinigen, und den Kühlschrank zu füllen. So ist alles parat und Theresia kann am Montag in Kristiansand zusteigen. Am Abend füllt sich der Platz mit vielen Wohnmobilen, die alle auf eine Fähre Richtung Norwegen oder Island wollen. Bis gegen Mittag am anderen Tag sind die meisten schon wieder weg.

Meine Fähre von Color Line legt am Montag kurz nach zwölf ab. Ich geniesse ein feines Mittagsbuffet mit allem drum und dran. Gerade fertig mit dem Dessert und Kaffee legt die Fähre auch schon in Kristiansand an.

Ganz in der Nähe vom Flughafen finde ich ein schönes Plätzchen direkt am Wasser, wo wir auch die Nacht verbringen werden. Hier warte ich, bis das Flugzeug mit Theresia kurz vor Mitternacht landet. Am nächsten Tag fahren wir zurück nach Kristiansand und erkunden eine Insel, wo wie gestern, gerade die Color Line in den Hafen einfährt.

Der Küste entlang fahren wir nordwärts und dann bei Kragero biegen wir ins Landesinnere ab. Wir queren wunderbare Waldgebiete und steigen bis auf 1000m Höhe. Wir fahren durch Skigebiete, sehen noch viele Schneefelder und noch vereiste Seen. Unser Ziel ist Lysebotn am Lysefjord. Dieser schmale Meeresarm zählt zu den schönsten und eigentümlichsten Fjorden Norwegens. Die letzten 10 Kilometer führt eine Serpentinenstraße von den urwüchsigen Bergwelten über 27 atemberaubende Haarnadelkurven 900 Höhenmeter hinunter zum Lysefjord.

Am nächsten Tag ist super Wetter angesagt, und so planen wir eine Wanderung zum Kjeragbolten. Ausgangspunkt ist oberhalb der Serpentinenstrasse auf dem Parkplatz Öygardsstölen. Man folgt einer gut gekennzeichneten Route. Der Anfang und einzelne kleine Abschnitte der Tour sind durch Ketten gesichert. Der Weg ist steil und sehr anspruchsvoll. Die Strecke ist 9.3km lang, 646m Aufstieg und 646m Abstieg.

Weiter fahren wir über das Hochland Richtung Westen zur Gloppedalsura. Sie ist das grösste Blocksteinmeer Nordeuropas.

Månafossen, ein 92m hoher Wasserfall und das wilde Månedalen sind unser nächstes Ziel.

Der „Preikestolen“ (dt. Predigtstuhl oder Kanzel) ist höchstwahrscheinlich durch Frostsprengung vor rund 10’000 Jahren im Zuge des Abschmelzens des Inlandeises im Lysefjord gebildet worden. Das Plateau ragt etwa 30m aus der Felswand. Von hier aus haben wir eine unglaubliche Aussicht über den Lysefjord und die darum liegende Gebirgslandschaft. Die Wanderung dauert hin und zurück ca. 4h.

Wir bestaunen immer wieder die eindrucksvollen Wasserfälle. Zuerst sind wir überwältigt von der Wucht des 165 m hohen Låtefoss, ein Zwillingswasserfall, der seinemNamen „Lauter Fall“ durchaus gerecht wird. Über den Eidfjoren spannt sich die neue 1400m lange Hardangerbrücke zum anderen Fjordufer. Das majestätische Bauwerk mit einer lichten Höhe von 55 Metern beginnt und endet jeweils in einem Tunnel, in denen unterirdische Kreisverkehre liegen.

Um den Vøringsfossen, einer der schönsten und beliebtesten Wasserfälle zu sehen fahren wir durch das wilde und bedrückend enge Måbødalen mit seinen fast 1000 m hohen Felsgiganten.

Zum Bergbauernhof Kjeåsen führt eine 5 km lange, sehr schmale Strasse, die über 2,5 km durch einen engen Tunnel steil bergauf führt. Zur vollen Stunde bergauf und zu jeder halben Stunde bergab. Das ist die „teuerste Hofzufahrt“ und man wird mit einer gigantischen Aussicht belohnt.

Ein Besuch in der Galleri Nils Bergslien lohnt sich auf jedem Fall. Das Hardangervidda Naturcenter ist sehr intressant und informativ.

Über verschiedene Hochebenen mit Schnee und Fjordtäler führt uns unsere Fahrt weiter. Das Aurlandsdalen wird gern als der Grand Canyon Norwegens bezeichnet. Den längsten Tunnel der Welt, den Lærdalstunnelen umfahren wir auf der Snøvegen mountain road. Die Gletscherzungen Suppehellebren und Bayabreen des Gletschers Jostedalsbreen bestaunen wir gleich von mehreren Aussichtspunkten. Nach einer Wanderung im Oldendal zum Briksdalsbreen verlassen wir dieses Gletschergebiet.

Der Geirangerfjord, der auf der UNESCO-Weltnaturerbe-Liste steht, ist eine der grössten Sehenswürdigkeiten Norwegens. Kein Wunder besuchen diesen engen Fjord bis zu 100 Kreuzfahrtschiffe pro Jahr. Wir machen auf einem kleineren Schiff eine Sightseeingtour auf dem Fjord.

Am spektakulären Platz am Ørnevegen (Adlerweg) in Richtung Trollstigen kann man weiter in den Geirangerfjord hineinsehen. Ab dem Aussichtspunkt führt die Rv 63 nach Norden, durch wundervolle Berglandschaft zum Fähranleger Eidsdal. Nach der Fähre führt die Strasse durch das Valldal recht sanft bergan. Immer mehr Steintürmchen, zur Freude der Trolle, sind zu entdecken. Am rampenähnlichen Ende des Tals hat man einen umwerfenden Blick in die Tiefe, wo einem Rinnsal gleich die Serpentinenstraße in engen Kehren über 800 Höhenmeter den Hang hinab gleitet. Der Trollstigen (die Troll-Leiter) ist mit Sicherheit eine der schönsten und be- eindruckendsten Serpentinenstraßen Europas.

In südöstlicher Richtung schließt sich das Romsdal an, das durch seine schlichte Schönheit besticht. Eine weitläufige Waldlandschaft sowie die vielen Stromschnellen und Wasserfälle des Lågen machen den Reiz des Tales aus.

Auf einem 6 km langer Rundwanderweg durch das Vogelschutzgebiet der Fokstu-Moore können wir fliegende Kraniche und andere Vögel mit dem Fernglas beobachten. Die auf den Weiten des Dovrefjell lebenden Moschusochsen sind etwas ganz Besonderes. Die Herden repräsentieren die einzigen wild lebenden Bestände auf dem europäischen Festland. Auf einer geführten Moschusochsensafari können wir die Tiere fotografieren.

In Trondheim muss unser Sprinter kurz in die Garage, um ein ABS-Sensor zu ersetzen.

In Åfjord sind einige Lachsfischer auf dem Campingplatz. Beim Støvelfossen können wir beobachten, wie Lachse und Meerforellen versuchen ins höher gelegene Wasser zu springen.

Auf der RV 17, die bekannte Küstenstrasse fahren wir nordwärts. Sieben Fährüberfahrten zwischen 15min. und einer Stunde bringen uns weiter Richtung Bodø. Die Landschaften und die Fjorde sind traumhaft. Südlich von Brønnøysund wandern wir durch das Loch am Torghatten. Am Nachmittag besteigen wir ihn und geniessen die grandiose Rundsicht. Gegen Abend fährt die Hurtigruten direkt vor unserem Camper vorbei.

In Forvik begutachten wir die Felszeichnungen. Östlich von Sandnessjøen liegt das kolossale Bauwerk der 1000m langen Brücke Helgelandsbrua. Den Arctic circle queren wir auf der Fähre. Auf dem Seeweg sieht man immer wieder die umstrittenen Lachsfarmen. Das sind riesige Rondellen mit tausenden von Lachsen.

In Holand machen wir einen Abstecher mit einem Touristenboot über den Fjord, mieten uns zwei Fahrräder und pedalen 4km bis zum Ende des Gletschersees. Dann Steigen wir hoch zur Gletscherzunge des Gletschers Svartisen, den wir schon seit langem immer wieder sehen.

Morgens um 3:15h verlassen wir Bodø mit der Fähre in Richtung Lofoten. Die Inselgruppe der Lofoten mit der gezackten Lofotenwand, den „Alpen im Nordmeer“, gehört zu den imposantesten Landschaftsformen Europas. Berge ragen wie Denkmäler bis zu 1200 m steil aus dem Ozean empor. Dazwischen grüne Wiesen, schneeweiße Sandstrände und idyllische Fischerdörfer mit Gestellen, auf denen der Kabeljau zu Stockfisch trocknet. Sie versinnbildlichen das wirtschaftliche Herzstück der Inselwelt, deren Wohlstand schon seit Wikingerzeiten mit der Ernte in den Netzen steht und fällt. Die meist am Wasser stehenden Stelzenhäuser dienten den Seeleuten als Unterkunft und ließen damals jeden Komfort vermissen. Viele Touristen übernachten heute in den luxuriös umgebauten Rorbu-Fischerhütten.

Hier einige Impressionen der Lofoten, die man gar nicht mit Worten beschreiben kann.

Spannend wie die Landschaft der 1227 km2 großen Lofoten ist auch das Wetter. Der Zerklüftung der Inseln und ihrer exponierten Lage, dem Westwind zugewandt, ist es zu verdanken, dass Regen und Sturm, Sonne und Windstille oft nur wenige Kilometer auseinanderliegen. Zum ersten mal sehen wir das goldene Licht der Mitternachtssonne.

Mit der Fähre verlassen wir die Lofoten und die Vesterålen über die Insel Senja Richtung Tromsø. Tromsø ist die größte norwegische Stadt nördlich des Polarkreises und die lebhafteste und interessanteste zugleich. Der Ort besticht durch seine wirklich einmalige Lage auf der Insel Tromsøya, welche durch kühne Brückenbauten im Osten und Westen mit dem Festland verbunden ist. Es ist schönes Wetter und so erkunden wir die Innenstadt zu Fuss und die nähere Umgebung mit dem Velo. Die Wettervorhersagen zum Nordkap sind die nächsten Tage noch gut und so beeilen wir uns, das Nordkap bei schönem Wetter zu sehen. Unterwegs gibt es trotzdem immer wieder interessante Orte, die wir besuchen.

Das Nordkap empfängt uns mit schönem warmen aber windigem Wetter. Schnell stellen wir uns für die obligaten Fotos mit der Meridiankugel bereit. Wir geniessen eine traumhafte Mitternachtssonne. Gut haben wir uns beeilt. Am nächsten Tag sind wir schon wieder ca. 85km südlicher auf einem kleinen gemütlichen Camping und erleben Regen und Sturm. Wir sind im Trockenen und verweilen uns mit Wäsche waschen und Recherchieren im Internet.

Über Hammerfest und Alta fahren wir wieder gemütlich Richtung Tromsø. Unterwegs besuchen wir die „verpassten“ Sehenswürdigkeiten.

Inzwischen ist Theresia wieder gut zu Hause angekommen. Ich fahre nach Schweden zu Katarina und Sandro. Weiter geht es westwärts über Schotterpisten Richtung Ferienanlage Sandsjögården zu Caro & Daniel Schafer mit Sohn Joshua , bekannt aus der SRF Serie „Auf und davon“.

Ich finde immer wieder neue Schotterpisten, teilweise auch grenzwertig für unseren Sprinter. Da hab ich doch vor lauter Konzentration ganz vergessen zu fotografieren!

Und plötzlich ist er da! Fast hätte ich ihn nicht gesehen, so nahe an der Strasse.

Später am Tag sehe ich noch zwei Kraniche, Rehe, Schafe und nochmals einen Elch.

Das Wetter ist regnerisch und kühl. So fahre ich zügig weiter in den Südwesten von Norwegen.

Mein Ziel ist das Südkap von Norwegen der Lindesnes Leuchtturm. Das Lindesnes fyr ist Norwegens ältester und südlichster Leuchtturm auf dem Festland. Am 27. Februar 1655 wurde hier Norwegens erstes Leuchtfeuer angezündet.

Einmal geht jede Reise zu Ende. Wir hatten wieder einmal eine wunderbare Zeit mit vielen Erlebnissen und Begegnungen.