Februar 2017

Im Parque Santa Theresa bleiben wir gleich vier Tage. Es ist ein vom Milität geführter riesiger Park mit tausenden! von Campingmöglichkeiten. Die sanitären Infrastrukturen sind in einem desolaten Zustand. Vieles ist kaputt, demontiert oder funktioniert wie so vieles hier nicht. Wir suchen uns Übernachtungsplätze fern vom grossen Rummel. Wir besuchen einen kleinen Zoo, wandern den Sandstrand Richtung Nord und Süd und bestaunen die vielfälltige Vogel- und Tierwelt. In den Pinien- und Eukalyptuswäldern und an den kleinen Seen sitzen wir mit unserem Fernglas und beobachten die Tiere.

In Coronilla ist Karumbé, ein Zentrum für Meeresschildkröten. An der Atlantikküste von Punta del Diablo bis Barra del Chuy kommen vom November bis April viele Meeresschildkröten von Afrika und Brasilien an. Karumbé kümmert sich um gestrandeten bzw. kranken Tiere. Hier gibt es interessante Tipps für den richtigen Umgang mit ihnen bzw. wo man gut Schildkröten in ihrem natürlichen Umfeld beobachten kann.

Die Stadt Chuy ist von ihrer brasilianischen Schwesternstadt Chui durch die Avenue Internacional Uruguay – Brasil getrennt. Die Besonderheit, eine Freihandelszone zu sein, macht beide Städte zu einem beliebten Einkaufszentrum. Auf uruguayanischer Seite der Strasse findet man die „Free-Shops“, in denen man ohne Steueraufschläge einkaufen kann. Auf der brasilianischen Seite Geschäfte, wo kann man günstig Alltagssachen einkaufen kann. Wir kaufen beidseitig ein und geniessen das grosse Angebot. Der Diesel kostet nur einen Franken der Liter. Sonst bezahlen wir bis 1.80 Fr. für den Liter.

Auf dem Weiterweg besuchen wir die Festung Fuerte de San Miguel. Interessant ist der Mechanismus der Zugbrücke, der Wassergraben und all die Gebäude im Innern die als Museen gestaltet sind. Diese Anlage ist sehr gut restauriert.

Nach dem Ort Cebolliti folgen wir dem Camino a la Balsa bis zur Anlegestelle der Pontonfähre, die Fahrzeuge, Passagiere und auch Tiere kostenlos von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf die gegenüberliegende Seite des Rio Olimar Grande bringt.

Unterwegs fallen uns auf den Weiden die mit Gras bewachsenen Termitenhügel auf, die hier in einer unüberschaubaren Häufigkeit auftreten. Einen der seltenen Ameisenbären sehen wir nicht.

An der Laguna Merin geniessen wir zwei Tage mit „Nichtstun“.

Wir besuchen auf einer gut befahrbaren Erdpiste die alte Poststation mit mautpflichtiger Brücke. Die Poststation war Versorgungs- und Übernachtungs- platz auf dem Weg von Rio Branco nach Melo.

In der Quebrada de los Cuervos wandern wir ins Tal und geniessen die Ruhe und den wunderbaren Sternenhimmel. Dieses Naturschutzgebiet ist eines der bedeutendsten und ältesten des Landes. Bedingt durch das 100m tiefe Tal entwickelt sich dort unten ein feuchtes Mikroklima mit einer besonderen Tier- und Pflanzenwelt. Die Cuervos (Rabengeier), die der Schlucht auch den Namen geben, kreisen über und im Tal.

Schon zum zweiten mal überqueren wir einen grösseren Fluss (Rio Negro) mit einer Pontonfähre. Die Schotterstrasse hört am Fluss auf, und geht auf der anderen Seite weiter. Der Ort San Gregorio de Polanco hat sich zu einem einmalig vorkommenden Freilichtmuseum entwickelt. Wände und Fassaden sind mit Zeichnungen, Malereien oder Reliefs verziert und Skulpturen erheben sich an den verschiedensten Standpunkten. Beim Campingplatz ist ein wunderschöner Sandstrand.

In Tacuarembo informieren wir uns über das bevorstehende Gauchofest, das vom 7. bis 12. März viele Besucher anziehen wird. Wir wollen auch dabei sein.

Im Valle Lunarejo sehen wir erstmals Bisamratten und übernachten direkt am Fluss, wo morgens um vier Gauchos mit ihren Hunden auf dem Weg zu ihren Rindern den Fluss überqueren.

In Artigas erfahren wir, das am Wochenende Karneval ist. Das ist brasilianischer Karneval in verkleinerter Form. Im imposanten Gebäude des Polizeipräsidiums, Jefatura de Policia lädt uns überraschenderweise der Polizeipräsident selbst zu einer Besichtigung der alten Turmuhr mit dem Glockenspiel ein. Die steht natürlich still und müsste mal wieder unterhalten werden.

Um die Zeit bis zum Carnaval zu überbrücken, machen wir einen Abstecher nach Argentinien in die Sümpfe von Iberá. Wir queren etwa 150km durch Brasilien. Wir sind immer wieder überrascht, wie jeder Grenzübertritt anders abläuft. Für unser Fahrzeug brauchen wir eine temporäre Einführungsgenehmigung, sonst kann es Probleme beim Verlassen des Landes geben. Diese zu bekommen braucht lange Geduld. Schliesslich klappt es in Brasilien und Argentinien nach einiger Beharrlichkeit doch.

In den Esteros del Iberá campen wir an der Laguna Iberá. Der meistbesuchte See der Esteros ist auf Bootsausflügen und nächtlichen Safaris leicht zu erkunden. Die Moore, schwimmende Inseln und Kanäle sowie der reiche Wildbestand sind so zu erreichen. Auf einer Bootstour am frühen Abend, einer Wanderung am nächten morgen und auf einer weiteren Bootstour in der Nacht sind wir begeistert von der Vielfalt der Tierwelt. Wir beobachten Kaimane, Wasser-schweine, Jabiru-Störche, Sumpfhirsche, eine verschwindende Schlange und lauschen den Brüllaffen. Manchmal ist der Abstand zu den Kaimanen kaum einen Meter weit. Mit seinen über 350 Vogelarten ist das Schutzgebiet ein ornithologisches Paradies. Zu den buntesten Arten gehören Rotkopfstärling, Mantelkardinal und Rubintyrann. Unter den Wattvögeln finden sich zahlreiche Reiher-, Storch- und Kranicharten. Viele dieser Vögel können wir beobachten. Unsere Fotoapparate laufen heiss. Das ist wircklich eine tolles Erlebnis.

Nach zwei weiteren Grenzübergängen sind wir wieder zurück in Artigas. Wir organisieren Tickets für die Umzüge und freuen uns auf den „Carneval“, der in der Nacht stattfindet. Der Umzug startet um 23Uhr. Vier Sambaschulen nehmen am Umzug teil. Es ist ein nicht enden wollender Zug von tollen Gruppen mit imposanten Umzugswagen, farbenfrohen Kostümen und den typischen knapp bekleideten Sambatänzern. Obwohl der Umzug noch nicht fertig ist, sind wir müde und fahren um vier Uhr morgens zu unserem Übernachtungsplatz 20km ausserhalb am Piedra Pintada zurück. Die Stadt Artigas liegt in einem Gebiet vulkanischen Ursprungs. Aus diesem Grunde findet man ca. 55km von hier entfernt Minen mit Achat- und Amethystvorkommen. Am Spätnachmittag besuchen wir die Abbau- und Verarbeitungsstätten von den Halbedelsteinen.

Nach einem deftigen Asado, dem typischen Grillfleisch ab der Parilla, schauen wir uns den 2. Umzug während der dieser Nacht an. Die ganze Strasse ist schon seit Tagen abgesperrt, der Asphalt weiss gestrichen und hell beleuchtet. So geniessen wir während der 2. Nacht den „Carnaval“ in vollen Zügen.