Oktober 2017

In Nueve Helvetica beim Hotel Suizo von Rolf Räber (in 2. Generation) kann man auch sein Fahrzeug für längere Zeit abstellen. Vor etwa 10 Tagen kam der Zoll vorbei und hat alle Fahrzeuge, die hier „überwintert“ haben, konfisziert. Sie sind versiegelt und dürfen von den Eigentümern nicht geöffnet werden. Es muss irgend etwas vorgefallen sein. Bis jetzt gibt es noch keine Antworten.

Gemäss Auskunft am Buquebusschalter in Colonia de Sacramento fährt keine Fähre nach Buenos Aires, die ein 3m hohes Casa Rodante mitnehmen könnte. Also habe ich einen Umweg über Fray Bentos gefahren und bin nach 400km hier für zwei Tage bei Andean Roads. Da, wo wir damals schon mit dem Taxi nach Buenos Aires gefahren sind.

Von da fahre ich zügig nach El Cóndor, wo etwa 30’000 Felsensittiche in den Felsklippen zu Hause sind. Direkt bei den Sittichen ist wie immer ein riesen Radau. Zu hunderten überfliegen sie mich und wollen den Störefried begutachten.

In Puerto Madryn treffe ich viele“ Bekannte“. Wir grillieren und essen zusammen. Tauschen Erfahrungen und Erlebnisse aus, und lauschen den viele Geschichten, die jeder auf seinen Reisen erlebt hat.

Meine Vorräte sind aufgefüllt und so kann das Abenteuer „Valdes“ beginnen.

Das Weltkulturerbe Peninsula Valdés ist eines der grössten Naturschutzgebiete der Erde. Die zerklüftete Küste ist ein Hort für erstaunlich viele und leicht zu beobachtende Meerestiere, zu denen Glattwale, Orkas, See-Elefanten, Seelöwen, Magellan-Pinguine und Millionen von Seevögeln gehören. Die Halbinsel selbst ist aus Ostausläufer der patagonischen Steppe eine öde Wildnis. Hier leben vor allem Guanakos und straussenähnliche Nandus.

Die Glattwale suchen jedes Jahr zwischen Juni und Dezember den Golfo Nuevo auf, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen, und um sich zu paaren.

Ich konnte die bis zu 16 Meter langen und 54 Tonnen schweren Meeressäuger mit den beeindruckenden Schwanzflossen ganz aus der Nähe am Ufer in Playa Canteras beobachten. Es war überwältigend, die riesigen Wale mit ihren Jungen die Küste rauf und runter schwimmen zu sehen. Spielerisch haben sie sich im Wasser gedreht, sind hochgesprungen oder haben ihre Jungen gesäugt. Nach drei Tagen hat mich die Rangerin weitergeschickt. Am Punta Pardelas konnte ich die Wale nur noch von weitem sehen.

In Puerto Pirámides ist jetzt Hochsaison, um mit den Schiffen auf den Golfo Nueve zu fahen, um die Wale zu sehen. Das kleine beschauliche Dörfchen platzt aus allen Nähten. Sechs verschiedene Anbieter bieten die Touren an.

Letzte Nacht hat sich der Riss in der Windschutzscheibe um ca. 30cm verlängert. Die kann nicht mehr repariert werden; der Riss sei zu lang. Mal sehen, vielleicht bekomme ich in Chile eine neue Scheibe.

Ich quere den Kontinent und fahre zu den schneebedeckten Anden. Die Landschaft auf den rund 750km war sehr abwechslungsreich. Mal war nur Pampa, flach mit Blick in die Unendlichkeit. Dann eine sehr monumentale Schluchtlandschaft entlang dem Rio Chubut, über Pässe und die Anden im Hintergrund. Drei Tage lang Natur-Kino durch die Windschutzscheibe. Zum Wildcampen habe ich mich jeweils mit Carla und Boris aus Luzern getroffen.

In Trevelin bin ich schon ganz Nahe bei den Anden. Schneebedeckte Berge rund um mich. In El Bolsón kann ich bei Claudia und Klaus meine Original Papiere für die Autoversicherung abholen. Die Zwei haben eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. Im Buch „Abgefahren“ erzählen sie von ihrer 16-jährligen Reise mit den Motorrädern rund um die Welt. Hier in einem Tal in der Nähe von El Bolsón haben sie ihre eigene Farm aufgebaut. Ich konnte beim wieder Inbetriebnehmen der Bewässerungsanlage mithelfen. Es ist sehr kühl, und doch sind die Vögel schon am ihre Eier ausbrüten.

Ich quere die Anden ein erstes mal. Auf 1300m Höhe hat es noch hohe Schneemauern. Bei Nadia und Armin angekommen, darf ich mich am Holzofen aufwärmen. Es ist unter 10 Grad und es regnet immer wieder. Bei Mercedes Kaufmann bekommt der Camper einen kleinen Service und alles wird kontrolliert. Der Sprinter ist trotz der vielen Schotterpisten in sehr gutem Zustand. Die versprochenen Reifen sind nicht da. Die werde ich später einmal wechseln.