März 2016

Bei einer zweiten Wanderung, zur Lagune Torre sehen wir über den See und den Gletscher den Cerro Torre, den zweit höchsten Berg hier im Park. Wir fahren in das Tal des Rio de los Vueltos bis zum Lago de Desierto. Von hier aus könnte man zu Fuss oder mit dem Bike auf der Fähre bis zur chilenischen Grenze, etwa 20 km auf dem Land, und mit der nächsten Fähre über den Lago O’Higgins zum Anfang der berühmten Careterra Austral gelangen (total ca. 115 km). Jedoch nicht mit dem Auto.

So fahren wir weiter Richtung Norden über teilweise übelste Schotterstrassen bis zur Estancia La Angostura. Hier in einer Oase mitten in der argentinischen Pampa bleiben wir zwei Tage. Wir geniessen die traumhafte Lage bei Pferden, Rindern, Schafen, Vögeln, Gänse, Flamingos usw. Die Estancia wird noch aktiv betrieben.

Wir besuchen die Cueva de las Manos im Valle Rio Pinturas, wo viele Felszeichnungen zu bestaunen sind.

Die Umgebung ist nur Pampa, aber wunderschöne farbige Erhebungen und Berge machen uns die Fahrt kurzweiliger. Wieder über die Grenze nach Chile Chico fahren wir am grössten See von Chile dem Lago General Carrera entlang. Es ist eine Schotterstrasse über 100km. Nach jeder Kurve traumhafte Ausblicke über den See auf die Anden mit ihren Gletschern. Es sieht immer wieder anders aus. Am Südende des Sees treffen wir auf die berühmte Carretera Austral. 1200km von Villa O’Higgins bis Puerto Montt, war bis vor kurzem noch alles Schotterstrasse, von sehr schlechter bis super Lehmpiste. Heute ist etwa ein viertel asphaltiert. Wir fahren südlich bis Tortel. In dem ärmlichen, aber überaus malerisch mitten im dichten Urwald an einem Meeresarm gelegenen Dorf gibt es nämlich keine Strassen – hölzerne Stege ersetzen die Wege. Die zumeist aus widerstandsfähigem Zypressenholz gebauten Stege winden sich am Ufer entlang und treppauf, treppab in einem wirren Geflecht durchs Dorf.

Jetzt wieder nordwärts besuchen wir den Saltos del Baker. In wilden Strudeln stürzt der Fluss kurz vor dem Zusammenfluss mit dem Rio Nef über eine Stufe. Weiter bestaunen wir in Puerto Tranquilo die Capillas de Mármol. Diese „Marmorkapellen“ sind extravagante Felsformationen in Ufernähe. Felshöhlen aus hellen, vieladrigem Marmor der den See in diversen Farben reflektiert. Wir mieten ein 2-er Kajak und fahren direkt in die Höhlen hinein – ein wunderbares Erlebnis.

Kurz vor Villa Cerro Castillo besuchen wir das Naturdenkmal Manos de Cerro Castillo. Nach der Cueva de las Manos in Argentinien ein 2. Ort, wo die Ureinwohner ihre Felszeichnungen hinterlassen haben. Im Ort wandern wir hoch zur Laguna Castillo, die malerisch zu Füssen der „Schlosszacken“ Cerro Castillo liegt. Von da aus hat man eine überwältigende Aussicht auf das Valle Rio Ibañez. Zudem sieht man die Carretera Austral irgendwo vom Süden kommen und im Norden verschwinden.

In Coyhaique angekommen, plündern wir erstmals die Supermärkte. Endlich wieder frisches Gemüse und reife Früchte. Auf dem Camping treffen wir einige Overlander wieder, die in etwa die gleiche Route gewählt haben. Unten beim Rio Simpson kann man von der Hängebrücke aus den Piedra del Indio über dem Fluss sehen. Diese Felsformation sieht aus, wie ein Indianerkopf.

Im Parque Nacional Queulat wandern wir über eine wackelige Hängebrücke durch Urwälder voller Farn- und Lianengewächse, mit Bambus und Panque Pflanzen zum Ventisquero Colgante, dem „hängenden Gletscher“. Es hat geregnet und ein gewaltiger Schmelzwasserfall und einzelne grössere Eisbrocken stürzen mit gewaltigem Grollen in die Tiefe. Am anderen Tag überqueren wir mit einem Motorboot die Lagune Témpanos und bewundern den Gletscher von unten.

Über dem Abfluss vom Lago Yelcho überspannt eine kolossale Hängebrücke den Rio. Von da aus kann man den Vulkan Corcovado sehen. Welcher ist es wohl? In El Amarillo biegen wir ab, ins Tal des Rio Amarillo in den Parque Pumalin zum grössten privaten Naturschutzgebiet der Welt. Hier wandern wir durch dichte Regenwälder an vielen wilden blühenden Fuchsien vorbei. Immer wieder umschwärmen uns die neugierigen Kolibris. Die Nalca Pflanzen sind eine Besonderheit. Sie ähneln unserem Rhabarber, ihr Stiel wird auch wie Rhabarber gekocht und gegessen. Die Blätter sind nur viel grösser. Theresia geht darin fast verloren. Vom Camping Ventisquero wandern wir dem Rio Amarillo entlang, der ein breites Tal schuf, etwa 10km weit bis fast zu den Gletschern des Michinmahuida.

2008 zerstörte der nahe Vulkan Chaitén mit seiner Aschelawine grosse Teile des Parkes. Man kann die Verwüstungen noch heute gut erkennen. Das Dorf Chaitén wurde komplett entvölkert und zu 40% zerstört. Es entsteht derzeit neu, buchstäblich wie Phönix aus der Asche.

Im nahen Santa Bárbara campen wir wild am Strand mit fast schwarzem Sand. Wir können Delfine und Seelöwen beim Spielen und Futter suchen beobachten.