Am 27. Oktober 2015 steht die Grande Atlantica der Grimaldi Group mit 214m Länge und 32.25m Breite endlich zum Verladen in Hamburg in Deutschland am Terminal O’Swaldkai bereit. Der erste Termin war für den 17.10 auf dem Schiff Grande Francia vorgesehen. Nach dem Wechsel auf die Grande Atlantico war der Termin auf den 22.10 verschoben worden, dann auf den 25.10. Ich habe am Morgen vom Agenten der Grimaldi einen Anruf erhalten, dass ich mich um 15h am Terminal melden soll. Nach dem die Zollformalitäten erfolgt waren, wurde ich zur Anlegestelle pilotiert. Es herrschte reger Verkehr in den Schiffsbauch rein und raus, deshalb konnte ich unseren Sprinter noch nicht verladen. Ein Paar aus Sarnen, das ich schon auf dem Wohnmobilhafen in Hamburg kennengelernt habe war auch da. Ein Offizier nahm uns in Empfang, zeigte uns unsere Kabinen, den Ess- und Aufenthaltsraum. Vom Schiffsdeck etwa 25m über Boden beobachtete ich das Geschehen unter mir. Ich staunte, was da alles in den Schiffsbauch rein gefahren, gestossen oder gezogen wurde. Vorne waren zwei Kranführer dabei, Container zu verladen. Um 18h gibt es Abendessen, um 7h Morgenessen und um 12h Mittagessen. Es gibt immer reichlich Obst, Suppe, Gemüse Fleisch oder Fisch und Zutaten. Ab und zu auch ein Dessert. Der Kapitän und die Offiziere sind Bulgaren, der Chief Ingenieur ist Pole und die Crew ist aus den Philippinen. Eine Gruppe Service-Ingenieure aus Polen ist am Motor im Maschinenraum am Werken. Der Motor macht Probleme, deshalb wurden die Abfahrtszeiten immer wieder verschoben. Am 29.10. morgens um 5h werden die Leinen gelöst und das Schiff verlässt Hamburg die Elbe runter Richtung Nordsee. Am Freitag 30.10 legen wir um 23h in Antwerpen in Belgien an. Hier beenden der Kapitän und die Offiziere ihren Dienst und übergeben dem neuen Kapitän.
Die Passagiere sind nun auch komplett. Bryan aus London ist schon in Tilbury England zugestiegen. Er will mit seinem Motorrad Honda GS 800 Südamerika alleine bereisen. Heidy und Arnaud aus Sarnen Schweiz haben einen VW-Bus T5 4motion ausgebaut und wollen auch Südamerika erkunden. Frederic aus Paris hat in Montevideo ein Stück Land gekauft und transportiert mit seinem Ford Transit allerlei Materialien um ein Haus zu bauen. Jean-Luis aus Frankreich verlässt uns hier. Er ist nach 5 Jahren Reisen in Südamerika mit seinem Renault – Truck zurückgekehrt. Er hat uns viele Erzählungen und Tips mit auf die Reise gegeben. Mit einem Tandem mit Anhänger stossen hier das Ehepaar Jannicke und Dominique aus dem französisch sprechenden Teil des Wallis Schweiz zu uns. Wir 7 haben uns schnell zusammen gefunden. Wir alle essen gemeinsam an einem Tisch und nach und nach erfahren wir die Geschichte jedes einzelnen. Ein Gemisch aus Französisch, Englisch und Deutsch wird gesprochen, und doch verstehen wir uns prächtig.
Die Motorenprobleme sind noch nicht behoben und so verschiebt sich die Abfahrt auf Dienstag 3.11. 4h früh. In sieben Tagen sollen wir nonstop in Dakar Senegal eintreffen. Immer noch sind die Service-Ingenieure aus Polen mit an Board!?
Ich habe mir angewöhnt, morgens kurz vor sieben schon auf Deck zu sein, um zu schauen wie das Wetter ist. Im nördlichen Teil war es kalt. Ohne eine wärmende Jacke friert man schnell. Richtung Süden wird es immer wärmer, so dass ich jetzt in kurzen Hosen und Shirt den Tag begrüsse. Nach dem Morgenessen bin ich meist eine Stunde alleine neben der Brücke und geniesse die Ruhe und den Frieden und den Weitblick. Nach Sport mit Dehnen und Ausdauertraining auf dem Spinning – Bike (Das sind die, wo man nicht überholen kann), befasse ich mich meist eine Stunde mit Spanisch lernen. Nach den obligaten Essenszeiten sitzen wir meist auf Deck und beobachten das Meer.
Vögel, Meeresschildkröten, fliegende Fische, Delfine und ein Wal habe ich so schon beobachten können. Plötzlich sind viele Grillen an Bord und es tönt ohrenbetäubend. Eine Invasion von tausenden weissen Schmetterlingen umschwirren alles. Es scheint, als ob es schneien würde.
Kurz vor Dakar Senegal beginnen die Motorenprobleme wieder, so dass wir nur noch im Schneckentempo die Stadt am 11.11. 14h erreichen. Ein grosser Teil der Fracht wird gelöscht und Neue wird geladen. Wir sind 24h am Hafen und dürfen für 3h an Land. Alles ist schmutzig und es riecht nach Abgasen und allerlei anderen Düften. Sofort werden wir vom „Stadtführern“ in Empfang genommen, die uns die Stadt und die Einkaufsmärkte ihrer Freunde zeigen wollen. Nun ja, dann gehen wir alle 7 mit und bleiben immer schön zusammen, wie es der Kapitän angeordnet hat.
Wieder zurück an Bord fahren wir am Donnerstag 12.11. 16h los zu einem Ankerplatz etwa 10km ausserhalb von Dakar. Da sollen zwei Zylinder samt der Kolben an der 7zylindrigen Sulzer-Maschine ersetz werden. Zu allem Übel gibt auch noch der Hebekran den Geist auf, uns so müssen alle Hebearbeiten mit der Kettenwinde von Hand gemacht werden. Nach 4 Tagen ist es endlich geschafft und wir kehren in den Hafen von Dakar zurück, um Frischwasser zu tanken. 60’000 Liter sind bestellt, wir bekommen aber nur 12’000. Die Service-Ingenieure verlassen das Schiff und es geht am Dienstag 17.11. 3h weiter Richtung Conakry Guinea wo wir am Mittwoch 18.11. 12h ohne Probleme ankommen. Hier ist der Hafen im Gegensatz zu Dakar sauber und aufgeräumt. Aber wo Hafen-Arbeiten in Deutschland 3h dauern geht es hier einen ganzen Tag. Viele Arbeiter stehen herum oder suchen Schutz vor der heissen Sonne. Aber irgendwie ist dann auch fertig entladen und es geht am Donnerstag 19.11. 8h los. Ankunft in Freetown Sierra Leone am gleichen Tag um 16h. Freetown liegt an einem Hügel und überall ist Rauch zu sehen. Wir dürfen hier wie in Conakry nicht von Board.
Ebola ist der Grund. In beiden Häfen dürfen wir während den Ent- und Beladearbeiten nicht auf Deck. Wir müssen drinnen bleiben. Der Kapitän, die Offiziere und die Crew schützten sich mit weissen Einweganzügen und Mundschutz.
Freitag 20.11. 13h geht es los über den Atlantik Richtung Südamerika. Unter uns Passagieren ist eine gute Stimmung. Endlich nach über drei Wochen sehen wir uns, unserem Ziel näher kommen. Samstag morgens werden alle Decks mit Wasser abgespritzt und gereinigt. Gegen 16h werden alle Passagiere auf Deck geordert. Wir nähern uns dem Äquator. Die Neulinge unter der Crew und wir Passagiere werden alle nach bestandenem Ertragen von diversen Tests und Parcours, kulinarisch wie physisch, vom Neptun und seiner Meereskönigin getauft. Ich bekomme den Namen Tiger Shark! Nachher startet die grosse Barbeque Party, die weit bis nach Mitternacht dauert. Zum Glück wird die Zeit um eine Stunde zu unseren Gunsten vorgestellt. Am nächsten Morgen um 8:46h überqueren wir den Äquator. In den letzten 24 Stunden hat das Schiff rund 720km zurückgelegt. Das Wetter ist schön und es ist 30 Grad warm. Das Meer ist ruhig, und wir kommen gut vorwärts. Wo man hinschaut, sieht man nur das blaue Meer und den leicht bewölkten Horizont. Wieder überqueren wir eine Zeitzone. Die Überfahrt bis nach Vitoria Brasilien dauert 6 Tage.
Am Donnerstag 26.11. um 17h legen wir an. Am Abend bekommen wir Landurlaub bis Mitternacht. Mit einem Taxi fahren wir ca. 30min in die Stadt an den Strand. Den Abend verbringen wir in einer grosszügigen Bar mit Livemusik. Am Freitag 27.11. um 22h gehen wir vor Rio de Janeiro Brasilien vor Anker. Wir haben eine tolle Nachtsicht auf die Sky – Line von Rio. Am nächsten Tag gegen Abend fahren wir im Hafen von Rio ein. Wir bekommen am Sonntag von 9h bis 14h Landurlaub. Die Stadt ist riesig. Überall wird für die Olympiade 2016 gebaut. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir an die Copagabana. Wir sind fast alleine im Bus und geniessen die rasante Fahrt durch Rio de Janeiro. Wir spazieren der Beach entlang und machen mit beim sehen und gesehen werden! Pünktlich sind wir zurück und am nächsten Morgen um 4h werden die Leinen los gemacht. Am selben Abend Montag 30.11. um 17h sind wir schon in Santos Brasilien. Wieder werden einige hundert Autos und andere Fracht aus- und eingeladen. Viele europäische Autos werden in Brasilien gefertigt. So wurden in Rio und Santos etwa 2000 Peugeots und Volkswagen geladen.
Am Dienstag 1.12. um 10h fahren wir weiter Richtung Argentinien. Das Wetter ist regnerisch und wir haben in Brasilien Blitz und Donner erlebt. Wir fahren in den Rio Plata ein, der an der Mündung über 200km breit ist. Das Wasser verfärbt sich braun vom Sand, das die Flüsse mittragen. Lotsen führen uns den Rio Parana de las Palmas hoch nach Zarate. Ankunft Fritag 4.12. 10h. Hier können wir uns mal wieder die Füsse bei einem Landgang vertreten. Weiter geht es am Sonntag früh um 1h. Montag 7.12. 6h legen wir nach 6 Wochen Schiffsreise im Ziel-Hafen in Montevideo an.
Wir verabschieden uns von der Mannschaft und den inzwischen lieb gewonnenen Mitreisenden, erledigen die Einreiseformalitäten mit dem Agenten von Grimaldi. Um Mittag erreiche ich die Schule, in der Theresia die letzten Wochen gelebt und gelernt hat. Jetzt geht es los auf die Reise!